Geopolitisch hat der Ausbau von Biomethan höchste Priorität.
Grünes Gas ist nicht nur gut fürs Klima, sondern ein Job- und Konjunkturmotor. Angesichts hoher Gaspreise könnten Biogasanlagen den Preisdruck dämpfen
„Der Ausbau von Grünem Gas ist ein Gebot der Stunde, um rasch die Abhängigkeit von Erdgas zu verringern“, sagt DI Peter Weinelt, Obmann des Fachverbands Gas Wärme (FGW) und Generaldirektor-Stellvertreter der Wiener Stadtwerke GmbH. Darüber hinaus ist die klimaneutrale Gasgewinnung gut fürs Klima und bringt wirtschaftlich allen etwas: Konsumenten, Beschäftigten, Steuerzahlern, Investoren und sogar dem Finanzminister. Das ist das Ergebnis der aktuellen Studie der Ökonomen Univ.-Prof. Dr. Christian Helmenstein vom Economica Institut für Wirtschaftsforschung und Dr. Anna Kleissner von Econmove. Ihr Fazit: Grünes Gas in Form von Biogas und Wasserstoff sind ein Konjunkturmotor für Österreich.
Biogas derzeit günstiger als Erdgas
„Wir werden für den Ausstieg aus fossilem Gas alle vorhandenen Ressourcen brauchen und damit auch jede Terawattstunde Biomethan“, betont Christian Helmenstein. Und zwar sowohl um geopolitisch unabhängiger zu werden als auch um den zuletzt hohen Preissprüngen zu entkommen. Daher sind Investitionen in den Ausbau der österreichischen Biogasproduktion mehr denn je sinnvoll. Denn die Produktion von klimaneutralem Biomethan, das übrigens chemisch mit Erdgas ident ist, war im Inland zuletzt günstiger als der Import fossilen Erdgases. Fazit: Investitionen in den Bau von Biogasanlagen zahlen sich aus – „je größer die Anlage, desto niedriger die Produktionskosten und desto höher die Wertschöpfungseffekte“, sagt Anna Kleissner:
– 100 kW-Anlage: 47,56 Euro (inkl. Abschreibung: 56,44 Euro)
– 250 kW-Anlage: 36,14 Euro (inkl. Abschreibung: 45,07 Euro)
– 1.000 kW-Anlage: 23,85 Euro (inkl. Abschreibung: 32,46 Euro)
Im Vergleich dazu: Fossiles Gas kostet derzeit rund 100 Euro je MWh.
Investitionen in den Ausbau von Erneuerbaren Energien haben weitreichende Wertschöpfungseffekte, schaffen und sichern Arbeitsplätze in Österreich. Besonders trifft das auf Anlagen zur Gewinnung von Biomethan zu: Der Ausbau von Produktionskapazitäten von einer Terawattstunde Biogas sichert rund 3.000 Arbeitsplätze. Hinzu kommt, dass Österreich über weitreichendes Know-how im Anlagenbau verfügt.
1 Mio. Euro Förderung löst 3,3 Mio. Investitionen aus
Damit die Investitionen in den Bau von Biogasanlagen rasch vom Fleck kommen, raten die Forscher zu Anschubfinanzierungen durch die öffentliche Hand. Das Gute daran: Eine Million Förderung in den Neubau einer Biomethan-Anlage zieht laut Studie ein Gesamtinvestitionsvolumen von 3,33 Millionen Euro nach sich und bringt unterm Strich Rückflüsse von insgesamt 1,45 Millionen Euro an den Fiskus. Damit ist das Investment in Biogasanlagen aus staatlicher Sicht besonders lohnend. Positiv wirkt sich das auch auf die Schaffung von Arbeitsplätzen aus: Pro Fördermillion für Biogasanlagen entstehen 45 Jobs. „Biomethan ist in der Investitionsphase günstig. Im laufenden Betrieb ist es genauso wettbewerbsfähig wie andere Erneuerbare, also in der gleichen Preis-Bandbreite wie Photovoltaik, Wind- oder Wasserkraft. Dabei bleiben mehr als 90 Prozent der getätigten Investitionen in Biogas aufgrund der Rohstoffe und heimischen Technologie in Österreich“, sagt Anna Kleissner.
Ein nicht zu unterschätzender Vorteil des Energieträgers Biomethan gegenüber Sonnenenergie, Wind- und Wasserkraft ist: „Grünes Gas kann saison- und wetterunabhängig jederzeit produziert und auch in den Gasspeichern gelagert werden – wodurch die Abhängigkeit vom Ausland sinkt. Gleichzeitig können mithilfe der wertvollen Gasinfrastruktur eine Million Haushalte, Gewerbe- und Industriebetriebe sowie Energieversorger zukunftssicher beliefert werden“, unterstreicht Christian Helmenstein.
Rahmenbedingungen fehlen noch
Nun müssen konkrete Maßnahmen folgen, um den Markthochlauf von Biomethan und Wasserstoff zu forcieren, betont Peter Weinelt vom Fachverband Gas Wärme: „In Österreich ist der Gesetzgeber aufgerufen, attraktive Rahmenbedingungen für Investitionen vorzulegen – und zwar in Form des längst versprochenen Grün-Gas-Gesetzes, in der Umsetzung der Investitionsförderungen nach dem Erneuerbaren Ausbau Gesetz oder in der Befreiung von Erneuerbarem Gas von der Erdgasabgabe.“ Die Gaswirtschaft ist seit Jahren bereit, das enorme heimische Biomethan-Potenzial zu heben. Die Branche will investieren und ist startklar, damit tausende neue, grüne Arbeitsplätze in Österreich geschaffen werden können. Weinelt abschließend: „Unsere Investitionen sind eine Konjunkturlokomotive.“
© Foto: FGW/Richard Tanzer