Mag. Sonja Ebhart-Pfeiffer und DI Verena Koren, FiNUM Private Finance AG
Frau & Karriere spricht mit zwei erfolgreichen Expertinnen aus der Finanzdienst- leistungbranche, die sich Rahmen- bedingungen geschaffen haben, wo sie Karriere und Familie vereinbaren können.
Mag. Sonja Ebhart-Pfeiffer ist seit 12 Jahren als selbstständige Financial Consultant für die FiNUM Private Finance AG (vormals MLP) in Wien tätig und Vorstandsmitglied im Österreichischen Verband Financial Planners. Neben der Qualifikation als CFP® ist Frau Ebhart-Pfeiffer auch gewerbliche Vermögensberaterin und Versicherungsmaklerin. Frau Ebhart-Pfeiffer hat Wirtschaftspädagogik an der WU Wien studiert.
DI Verena Koren ist nach einem Studium der Technischen Mathematik mit Vertiefung Wirtschaftsmathematik direkt bei FiNUM Private Finance AG (ehemals MLP) in Graz eingestiegen und mittlerweile seit 12 Jahre als selbständige Finanzberaterin und qualifizierte CFP® tätig.
Frau Mag. Ebhart-Pfeiffer und Frau DI Koren – Sie sind beide beruflich erfolgreich und Mütter. Wie vereinbaren Sie Beruf und Familie? Sind Kind und Karriere ein Widerspruch?
Ebhart-Pfeiffer: Ich nutze die Flexibilität unseres Jobs und arbeite viel im Home Office. Einen Tag pro Woche bin ich im Büro für Kundenkontakte und den Austausch mit Kollegen – da ist der Tagesablauf sehr strukturiert. Familie und Karriere lassen sich nur mit Unterstützung gut vereinbaren. Mein Mann und meine Mutter unterstützen mich in der Kinderbetreuung sehr. Meine Tochter geht ganz selbstverständlich in den Kindergarten seit sie zweieinhalb ist und das funktioniert sehr gut.
Koren: Für mich sind Kind und Karriere kein Widerspruch aufgrund unseres Jobs. Allerdings könnte ich mir das nicht in einem unflexiblen 40-Stunden-Angestelltenverhältnis vorstellen. Aufgrund meiner Selbständigkeit kann ich mir die Zeit selbst einteilen. Gute Organisation ist natürlich erforderlich und durch die Unterstützung meiner Assistentin im Büro einerseits und die Unterstützung meiner Familie andererseits habe ich Rahmenbedingungen, wo ich Beruf und Familie vereinbaren kann.
Wie definieren Sie Erfolg in der gehobenen Finanzdienstleistung?
Ebhart-Pfeiffer: Wirtschaftlicher Erfolg ist wichtig, aber die Relation zwischen Arbeit, Einkommen und Freizeit muss passen. Zufriedene Kunden, die mich weiterempfehlen, bedeuten für mich auch Erfolg.
Koren: Wirtschaftlicher Erfolg ist für mich dann wichtig, wenn er auch meine Kunden wirtschaftlich erfolgreich macht. Diesen Erfolg würde ich allerdings nicht wollen, wenn das 60 Wochenstunden ohne Freizeit bedeuten würde. Ausgleich und Work-Life-Balance sind wichtig und es darf nichts auf der Strecke bleiben, wie z.B. Familie und Kinder.
Was würden Sie anderen Frauen aufgrund Ihrer Erfahrungen raten?
Ebhart-Pfeiffer: Ich beobachte, dass sich manche Frauen nach der Kinderpause gehen lassen – bewußt, aber auch unbewußt – und „nur“ Mutter sind bzw. sein wollen. Ich wünsche mir, dass Frauen hier über ihren eigenen Schatten springen und ihr Potenzial nutzen. Ein erfolgreicher Wiedereinstieg ist machbar mit guter Organisation und Konsequenz.
Koren: Für mich war klar, dass ich nach der Karenz wieder arbeiten gehe, da Unabhängigkeit für mich eine bedeutende Rolle spielt. In sich hineinzuhören und seinen Weg zu gehen ist wichtig, auch gegen gesellschaftliche Vorgaben. Wenn man seinen Weg konsequent verfolgt ergibt sich vieles von selbst.
Wie hoch ist der Frauenanteil bei FiNUM?
Ebhart-Pfeiffer: Der Frauenanteil bei FiNUM liegt bei etwa 15%. Ich wünsche mir mehr Frauen, da sie viele soziale Kompetenzen mitbringen, die gerade in der Beratung wichtig sind.
Woran liegen Ihrer Meinung nach die Ursachen für den viel zitierten Gender Gap im wirtschaftlichen Bereich (geringere Erwerbstätigkeit der Frauen, Gehaltsunterschiede, wenige Frauen in Führungspositionen etc.)?
Koren: Es ist schwer vorstellbar, dass diese Zahlen stimmen. Es gibt ja keinen Grund einer Frau weniger zu zahlen als einem Mann. Der große Anteil an Teilzeitbeschäftigungen und die vielen „typischen“ schlecht bezahlten Frauenjobs im sozialen und Bildungsbereich sind wohl Gründe für die Unterschiede. Ich vermute auch, dass sich Frauen tendenziell schlechter verkaufen als Männer.
Ebhart-Pfeiffer: Frauen verhandeln oft gar nicht, wenn es um Gehälter geht und sind einfach nur froh, dass sie einen Job haben. Ich glaube auch mein erstes Gehalt schlecht verhandelt zu haben. Allerdings sehe ich – auch an meiner Tochter – dass nun andere, selbstbewusstere Generationen von Mädchen und Frauen heranwachsen, die anders an diese Dinge herangehen werden.
Sind Maßnahmen notwendig um Frauen im Berufsleben zu fördern und wenn ja, welche sind Ihrer Meinung und Erfahrung nach am zielführendsten?
Koren: Fördermaßnahmen sollten schon vor Eintritt ins Berufsleben angesetzt werden – in den Ausbildungsjahren in der Schule, in Lehrberufen, an der Universität und dann natürlich auch im Job. Ich erachte Persönlichkeitsbildung als wichtig um Frauen und Mädchen ein selbstbewussteres Auftreten zu ermöglichen.
Ebhart-Pfeiffer: Ich fände eine Förderung von Mädchen in Schulen sehr gut. Im Erwachsenenalter kann es schon zu spät sein.
Wer sind Ihre persönlichen Vorbilder und warum?
Ebhart-Pfeiffer: Wie Spitzensportler zeigen ist die mentale Einstellung sehr wichtig – insbesondere in den ersten Berufsjahren. Im Laufe meines Lebens bin ich schon vielen Leuten begegnet wo ich dachte „von denen will ich lernen“.
Koren: Ich bin fasziniert von Menschen, die ihren Weg gegangen sind – egal ob Mann oder Frau. Mich inspirieren Handlungen, wie Menschen Dinge gemacht haben und nehme mir daran ein Vorbild.
Was halten Sie vom 1. Karriereportal für Frauen Frau & Karriere?
Ebhart-Pfeiffer: Frau & Karriere ist sehr informativ – besonders gefallen mit die Tipps auf der Website, die von Wissenswertem für den Beruf bis zur Kinderbetreuung reichen.
Koren: Ich bin begeistert, dass es endlich eine Karriereseite gibt, die sich direkt an Frauen wendet. Ich kann Frauen nur raten sich das anzusehen und viel mitzunehmen.