Österreichs Wirtschaft zwischen Fortschritt und Versäumnis
Die österreichische Arbeitswelt steht heuer unter dem Zeichen des Umbruchs. Digitalisierung, demografischer Wandel und neue Werte prägen die Unternehmenslandschaft. Doch während sich viele Organisationen als modern und inklusiv präsentieren, zeigt ein genauer Blick: Der Fortschritt für Frauen am Arbeitsplatz ist oft langsamer als behauptet.
Gender Gap bleibt hartnäckig
Trotz zahlreicher Initiativen zur Gleichstellung bleibt die Lohnschere zwischen Männern und Frauen bestehen. Laut Statistik Austria verdienen Frauen im Schnitt noch immer rund 17 % weniger – bei vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit. Besonders betroffen: Mütter in Teilzeit und Frauen in technischen Berufen.
„Die gläserne Decke ist nicht verschwunden – sie ist nur besser getarnt“, sagt Mag. Julia Reiter, Arbeitsmarktexpertin der AK Wien.
Weiterbildung: Frauen holen auf – aber nicht überall
Während Frauen bei Weiterbildungsangeboten überdurchschnittlich engagiert sind, bleiben sie in zukunftsrelevanten Bereichen wie KI, Data Science und IT unterrepräsentiert. Programme wie „FIT – Frauen in die Technik“ oder das neue „Digital FemPower“-Stipendium sollen hier gegensteuern.
Unternehmen, die gezielt weibliche Talente fördern, berichten von messbaren Erfolgen: höhere Innovationskraft, bessere Teamdynamik und gesteigerte Arbeitgeberattraktivität.
Vereinbarkeit: Der neue Maßstab für Arbeitgeberattraktivität
Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice und Kinderbetreuung sind längst keine „Benefits“ mehr, sondern zentrale Kriterien für Frauen bei der Jobwahl. Besonders gefragt sind Modelle wie „Jobsharing in Führung“, das es zwei Teilzeitkräften ermöglicht, gemeinsam eine Leitungsfunktion auszuüben.
„Wer Vereinbarkeit nicht ernst nimmt, verliert die besten Köpfe“, warnt HR-Beraterin Dr. Miriam Koller.
Frauen in Führung: Fortschritte mit Schattenseiten
Der Anteil weiblicher Führungskräfte steigt – langsam. In börsennotierten Unternehmen liegt er 2025 bei rund 12 %. Positiv: Immer mehr Unternehmen setzen auf Mentoring-Programme, Quotenregelungen und transparente Karrierepfade. Negativ: Viele Frauen berichten von „Tokenismus“ – also symbolischer Beförderung ohne echte Einflussmöglichkeiten.
Nachhaltigkeit & soziale Verantwortung: Frauen als Treiberinnen
In ESG-Initiativen und Nachhaltigkeitsprojekten sind Frauen überproportional vertreten. Studien zeigen: Weibliche Führungskräfte setzen häufiger auf langfristige Strategien, soziale Verantwortung und werteorientierte Unternehmensführung. Das macht sie zu zentralen Akteurinnen in der Transformation der Wirtschaft.
Fazit
Die Arbeitswelt 2025 bietet Frauen neue Chancen – aber auch alte Hürden. Wer Gleichstellung nicht nur als PR-Thema behandelt, sondern strukturell verankert, wird nicht nur gerechter, sondern auch wirtschaftlich erfolgreicher agieren. Österreichs Unternehmen stehen vor der Wahl: Fortschritt gestalten oder Talente verlieren.