Zum Internationalen Frauentag richtet das NHM Wien seinen Blick auf eine Wissenschafts-Pionierin der Institution
Marta Cornelius-Furlani, die 1910 als erste Frau an der Universität Wien in Geologie promovierte, ist eine der wenigen frühen Wissenschafterinnen, deren Arbeit und Karrieren eng mit der Geschichte des NHM Wien verknüpft waren, die aber bisher im Erinnerungsdiskurs kaum berücksichtigt wurden.
Marthe Furlani wurde am 4. Juli 1886 als Tochter eines Lehrers in Triest geboren und wuchs zweisprachig auf, da ihre Mutter Wienerin war. Sie besuchte in Triest die Volks- und Bürgerschule sowie das Lyzeum und schloss danach in Triest eine Ausbildung zur Lehrerin in italienischer Sprache ab.
1905 begann sie ein Geologie-Studium an der Universität Wien, zunächst als außerordentliche Hörerin. 1907 holte sie die Reifeprüfung am Staatsgymnasium in Triest nach, und 1908 begann sie mit ihrer Dissertation über „Die Lemes-Schichten. Ein Beitrag zur Juraformation in Mitteldalmatien“.
Bereits am 20. Mai 1910 promovierte sie an der Universität Wien mit einer Sondergenehmigung als erste Frau in Geologie. In den folgenden Jahren legte sie außerdem die Lehramtsprüfung für Naturgeschichte, Mathematik und Physik an Mittelschulen ab.
1921, im Jahr ihrer Heirat mit dem bereits damals renommierten Alpengeologen Hans-Peter Cornelius, begann sie am Mädchenrealgymnasium in der Rahlgasse zu unterrichten. Als eine der wenigen frühen Geologinnen blieb sie aber auch während ihres gesamten Berufslebens wissenschaftlich tätig und verfasste gemeinsam mit ihrem Ehemann regelmäßig wissenschaftliche Publikationen.
Nach Beendigung ihrer beruflichen Tätigkeit als Lehrerin, die mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs zusammenfiel, intensivierte sie ihre wissenschaftliche Arbeit. Da nach 1945 nicht belastete Fachkräfte dringend gesucht wurden, bot sich die Chance, im Naturhistorischen Museum Wien als Stipendiatin tätig zu werden. Bis kurz vor ihrem Tod im Juni 1974 arbeitete Marta Cornelius-Furlani in der in der Geologisch-Paläontologischen Abteilung des NHM Wien.
Ihr Aufgabengebiet umfasste nicht nur wissenschaftliche Arbeit, sondern auch sonstige Kuratoren-Pflichten wie die Ordnung der geologischen Bibliothek und der Kartensammlung sowie die Erledigung fremdsprachlicher Korrespondenz und die Betreuung zahlreicher ausländischer Gäste. 1950 wurde sie in Anerkennung ihrer Verdienste um das Museum zur Korrespondentin des NHM Wien ernannt.
Die ersten beiden Jahrzehnte am Museum waren aber vor allem eine Zeit intensiver wissenschaftlicher Tätigkeit, wie ihre Publikationen belegen, die zwischen 1953 und 1964 in Deutsch und Italienisch erschienen. Wie wichtig für ihre wissenschaftliche Entwicklung diese Zeit war, lässt sich aus der Tatsache schließen, dass damals nicht nur Veröffentlichungen mit vorwiegend beschreibendem Charakter entstanden, sondern auch eigene Schlussfolgerungen aus den von ihr jahrelang im Gelände gemachten Beobachtungen, wie „Gedanken zur tektonischen Stellung der Lienzer Dolomiten in Osttirol (Österreich)“, publiziert wurden.
Wie sehr sie in diesen Jahren von der Scientific Community als vollwertiges Mitglied und als hochqualifizierte Wissenschafterin wahrgenommen wurde, beweist nicht zuletzt die Tatsache, dass sie von 1951 bis 1953 als erste und bisher einzige Frau das Amt der Präsidentin der Österreichischen Geologischen Gesellschaft innehatte, zu deren Gründungsmitgliedern sie 1907/1908 zählte und in deren Beirat sie bis 1971 tätig war. 1958 wurde ihr außerdem die Ehrenmitgliedschaft verliehen.
Marta Cornelius-Furlani verstarb am 20. Juni 1974 in einem Heim bei Purkersdorf, in das sie wenige Wochen vor ihrem Tod aufgrund ihrer Pflegebedürftigkeit übersiedeln musste. Die Grabinschrift auf dem Familiengrab am Wiener Zentralfriedhof nennt neben Namen und Lebensdaten auch die Profession, die ihr zeitlebens am wichtigsten war: Feld-Geologin.
Zum Internationalen Frauentag findet ein besonderes Event zu Ehren von Martha Cornelius-Furlani statt: Dr. Brigitta Schmid, Mitarbeiterin der Abteilung Ausstellung & Bildung, erinnert in einem Vortrag am Sonntag, den 11. März, um 15.30 Uhr im Vortragssaal des NHM Wien an die vergessene Wissenschaftspionierin des Hauses. (Eintrittskarte in das NHM Wien erforderlich, der Vortrag ist frei.) Foto KHM