No-Go’s bei der schriftlichen Bewerbung
Interview mit Mag.a Alexandra Weisinger (Leiterin Geschäftsstelle Tirol, CATRO Personalberatung und Media GmbH)
F&K: Was fällt Ihnen bei Bewerbungsunterlagen als Erstes auf?
Ob die Bewerbungsunterlagen vollständig sind. Das heißt sind Anschreiben, Lebenslauf und alle wichtigen Zeugnisse vorhanden? Obwohl man schon sagen muss, dass der Trend teilweise weg vom Anschreiben geht.
Auch die Formatierung fällt sofort auf. Sind die Unterlagen übersichtlich und gut strukturiert und somit leicht lesbar? Wurden wichtige Bereiche im Text hervorgehoben? Vorsicht ist jedoch bei zu viel „Farb- und Formatierungsexperimenten“ geboten, dies kann leicht als „unprofessionell“ empfunden werden.
Rechtschreib- und Schlampigkeitsfehler wie zum Beispiel falscher Firmenname oder AnsprechpartnerIn müssen vermieden werden.
Außerdem fällt beim Anschreiben auf, ob es sehr allgemein gehalten ist, oder sich der/die BewerberIn bereits vorab mit dem Unternehmen und der vakanten Position auseinandergesetzt hat und das Anschreiben auch demensprechend formuliert.
F&K: Sind Rechtschreibfehler automatisch ein Ausschlusskriterium?
Grundsätzlich sollten Rechtschreibfehler im Anschreiben, Lebenslauf und bereits im Email nicht passieren. Diesbezüglich wird aber, vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels, schon unterschieden für welche Position sich eine Person bewirbt. Wenn ausgezeichnete Rechtschreibkenntnisse eine Muss–Anforderung für die vakante Stelle sind, wie z.B. im Sekretariat oder Assistenz, dann handelt es sich definitiv um ein Ausschlusskriterium. Auch bei höheren Positionen wie beispielsweise der Geschäftsführung wird erwartet, dass keine Rechtschreib- oder Schlampigkeitsfehler vorkommen.
F&K: Wie beurteilen Sie Lücken im Lebenslauf?
BewerberInnen sollten bereits bei der schriftlichen Bewerbung Lücken im Lebenslauf erklären bzw. anführen, damit nicht der Eindruck entsteht, dass etwas bewusst verheimlicht wird. Spätestens beim Bewerbungsgespräch wird der/die KandidatIn darauf angesprochen. „Auszeiten“ oder häufigere Wechsel sind kein K.O.-Kriterium für viele PersonalistInnen, da es ein Merkmal der heutigen Generation ist. Daher sollten BewerberInnen offen mit diesem Thema umgehen.
F&K: Was sind die „schlimmsten No-Go‘s“ bei der schriftlichen Bewerbung?
- Falscher Firmenname oder AnsprechpartnerIn
- Rechtschreib- und Schlampigkeitsfehler
- Es wurden keine Kontaktdaten wie Email-Adresse oder Telefonnummer in der Bewerbung angeführt.
- Unpassende Bewerbungsfotos wie klassische Freizeitfotos, Fotos vor dem Badezimmerspiegel oder Ähnliches
F&K: Welche Trends beobachten Sie aktuell bei Bewerbungsunterlagen?
Der Trend geht weg von der klassischen Post–Bewerbung. Dies erspart den KandidatInnen viel Geld für Papier, Bewerbungsmappe bzw. Porto und den Personalisten Stapel von Bewerbungsmappen, welche in weiterer Folge wieder zurück gesendet werden müssen. Schon seit längerer Zeit bevorzugen Personalverantwortliche Bewerbungen per Email. Immer häufiger erfolgt der Bewerbungsprozess über Online-Datenbanken auf den Homepages der Firmen. Die wichtigsten Daten werden hier von den KandidatInnen ausgefüllt und entsprechende Bewerbungsunterlagen hochgeladen. In einigen Fällen werden Anschreiben gar nicht mehr benötigt.
Die klassische schriftliche Bewerbung kann auch durch Bewerbungsvideos ersetzt werden. Hierbei hat der potentielle Arbeitgeber die Möglichkeit, bereits einen ersten persönlichen Eindruck von der Person zu bekommen.
Bewerbungsunterlagen wie Lebenslauf oder Zeugnisse werden weiterhin eine wichtige Rolle im Bewerbungsprozess spielen. Einige Unternehmen übernehmen aber bereits den Trend, sich beispielsweise anhand von Speed Bewerbungen oder „Spielen“ (Recruitainment) einen Eindruck über die Persönlichkeit und den wichtigsten Fähigkeiten eines/einer KandidatIn zu machen.
BeweberInnen sollten neben professionellen Bewerbungsunterlagen ebenfalls an ihre Social Media Auftritte denken. Auch Accounts bei Xing, LinkedIn etc. müssen aktuell gehalten werden. Im Falle von Facebook, Instagram etc. ist auf die Auswahl der privaten Beiträge, Fotos und Sicherheitseinstellungen zu achten.
Allgemein lässt sich sagen, dass es in den letzten Jahren einen Wandel am Arbeitsmarkt gegeben hat. Unternehmen sind aufgrund des Fachkräftemangels gefordert, sich den potentiellen BewerberInnen als guter Arbeitgeber zu präsentieren. Plattformen wie beispielsweise Kununu ermöglichen es KandidatInnen vor der Bewerbung erste Informationen über Firmen einzuholen. Somit haben BewerberInnen die Möglichkeit, abzuklären, ob das Unternehmen hinsichtlich Arbeitsklima und Arbeitsbedingungen sowie Sozialleistungen langfristig ein interessanter Arbeitgeber ist.
F&K: Wir danken für das Gespräch.
Frau Mag.a Alexandra Weisinger erreichen Sie unter catro.com