Mag. Sophie Martinetz, Geschäftsführerin von Seinfeld Professionals
Northcote.Recht/ Seinfeld Professionals ist nach einer besonderen Organisationsphilosophie aufgestellt: „Work Expands so as to fill the time available for ist completion“. Was steht dahinter?
Das ist ein klares Effizienzgesetz. Es ist genau zu überlegen wofür die Zeit eingesetzt wird, was ist wichtig? Menschen wollen ein volles Leben haben, sie wollen inhaltlich interessant arbeiten, aber das zu eigenen zeitlichen Konditionen. Der zweite Aspekt ist auf der Kundenseite. Kunden wollen Leute, die wissen was sie tun, die schnell sind, die die Dinge aufgrund von Erfahrung, Wissen, Netzwerken einfach sehr effizient erledigen. Und diese Dinge haben uns zu einer Struktur gebracht, die eben das als Grundsatz versteht.
Und was bedeutet das jetzt für den einzelnen im Team?
Für die Rechtsanwälte und Rechtsanwältinnen bei Northcote.Recht bedeutet das ein flexibles Arbeitszeitmodell, jeder Anwalt arbeitet selbständig, sein einziger „Chef“ ist der Mandant.
Und für unseren Back Office Bereich gibt es auch die unterschiedlichsten Modelle, wir arbeiten stark bedürfnisorientiert. Was auch immer möglich ist, 30 Stunden an vier Tagen oder 20 Stunden in 3 Tagen, 27 Stunden in 3 Tagen. Es ist nicht immer einfach, aber es funktioniert und es zahlt sich aus.
Führung in Teilzeit wird oft als problematisch bis unmöglich gesehen. Wie sehen Sie das?
Das sehen wir nicht so. Wir machen Top Job Sharing für die Geschäftsleitung.
Wir sind zwei Frauen – wobei das Männer auch immer interessanter finden – die sich die Geschäftsführung teilen zu zirka jeweils 30 Stunden. Mehr Zeit bedeutet nicht mehr Leistung. Die besten Leute zu haben ist das wesentliche und diese auch machen zu lassen.
Frauen sind heute genauso gut und besser ausgebildet wie Männer, doch in Führungspositionen sind sie noch immer rar – woran liegt das?
Das ist eine Sache der Struktur und der Unternehmensumgebung. Wenn Unternehmen es nicht ermöglichen unterschiedliche Lebensbereiche unterzubringen, sondern geopfert werden muss und nichts richtig gemacht werden kann, dann entsteht große Unzufriedenheit. Da müssen Unternehmen ganz stark umdenken. Als Unternehmerin will ich die besten Leute, und da kann ich nicht auf die Hälfte des Talents verzichten. Talente brauchen unterschiedliche Umgebungen. Klassische Strukturen ermöglichen es vielen Menschen nicht einen inhaltlich interessanten Job in einem professionellen Umfeld weiter auszuführen. Damit haben wir uns als Northcote.Recht auch auseinander gesetzt und haben es anders gemacht und ein professionelles Umfeld, das darauf eingeht, geschaffen.
Was möchten Sie Frauen raten, die eine ähnliche Position wie Ihre anstreben?
Ich bin selbstständig, wollte einen Unterschied machen und meine eigenen Regeln aufstellen. Wenn man das auch möchte, empfehle ich gut zu überlegen womit man sich selbständig machen möchte und da dann auch wirklich dahinter stehen. Mein Rat ist, Leute finden, die einen unterstützen, die wollen, dass man Erfolg hat. Aber auch als Angestellte hat man Möglichkeiten zu gestalten – überlegen und es tun! Zum Beispiel das Thema Top Job Sharing – hier empfehle ich sich konkret mit jemandem zweiten zusammen tun und zum Chef oder zur Chefin sagen, so stellen wir uns das vor. Nicht warten bis jemand einen Vorschlag macht oder Antworten gibt.
Was halten Sie vom 1. Karriereportal für Frauen Frau & Karriere?
Ich find es super, dass Unternehmen hier konkret zeigen können, wir haben uns Gedanken gemacht und wir bieten eine Umgebung an, die für Frauen in ihren Lebenswirklichkeiten passt.
Mag. Sophie Martinetz ist Gründerin und geschäftsführende Gesellschafterin von Seinfeld Professionals, die Kanzleimanagementgesellschaft für die Anwaltskooperation Northcote.Recht.
Mit einem innovativen Geschäftsmodell ist das Unternehmen vor allem für jene Anwälte ausgerichtet, die inhaltlich interessant arbeiten und aus dem üblichen 80-Wochenstunden-Rad mit viel Verwaltungsaufwand ausbrechen wollen.