Schön – aber nicht genug!
Realitätsnahe mediale Frauenberichte auch abseits des Weltfrauentages sind gefragt.
„Es ist schön, dass rund um den Internationalen Frauentag wichtige frauenpolitische Themen in den Medienberichten zu finden sind, aber es reicht nicht! Einmal im Jahr ein Medienhype und dann Ebbe ist eindeutig zu wenig. Medien erfüllen in der Demokratie eine wichtige Aufgabe. Sie spiegeln nicht nur die Realität einer Gesellschaft wieder, sie sind auch die wichtigsten Meinungsbildner. Deshalb haben sie eine ganz besondere Verantwortung“, so Maria Rauch-Kallat, Initiatorin und Gesamtverantwortliche für den Journalistinnenkongress, bei der Präsentation einer Studie zum Thema „Frauen-Politik-Medien“ im Haus der Industrie.
Die Studie, zum 5. Mal erstellt von Maria Pernegger, mediaaffairs, wurde erstmals vom Journalistinnenkongress und der Arbeiterkammer finanziell unterstützt und kann daher einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
„Der Weltfrauentag ist Garant für mehr Frauen und mehr Frauenpolitik in den Medien. Abseits davon lässt sich beobachten: Medial und politisch erfolgreich bleiben nur die Aufreger-Themen – von „Binnen-I“, über „Po-Grapsch-Paragraf“, bis zur Burka-Debatte“, so Maria Pernegger. „Jene Themen, die eine breite Mehrheit der Frauen betreffen und in ihrer Lebenswelt abholen würden, bleiben häufig unter der Wahrnehmungsschwelle.“
Medien zementieren durch Art der Darstellung oftmals gängige Rollenklischees ein, anstatt sie aufzubrechen: Einflussreiche Bereiche – von Politik, über Wirtschaft, Justiz, Religion, Expertenmeinungen,… – sind in Medien von Männern besetzt. Frauen sind in Medien häufig optischer Aufputz oder besetzen Bereiche wie Schönheit, Society, Mode oder Pornografie – im fachlichen Bereich sind es am ehesten Gesundheits- und Bildungsthemen. Teilweise klaffen Medienbild und Realität weit auseinander.
„Im Social-Media-Bereich ist der Gender-Gap noch deutlich stärker ausgeprägt. Das hängt auch damit zusammen, dass Frauen diese Kanäle zwar ebenso häufig nutzen wie Männer, aber dort weniger Reichweite generieren können“ erläutert Maria Pernegger die aktuelle Social Media-Analyse aus dem Jänner 2018 .
Aus den in der Studie enthaltenen Handlungsanleitungen formuliert Maria Rauch-Kallat folgende Wünsche zur Selbstverpflichtung innovativer Medien:
Es braucht in den Medien ein realitätsnahes Bild der weiblichen Lebenswelt, und zwar der überwiegenden Mehrheit der Frauen in Österreich und bei der Darstellung von Frauen und Mädchen einen sensibleren und bewussten Umgang mit Sprache und vor allem Bildern sowie die positive Darstellung von Rollenvorbildern. Über Frauen, die es in der Wirtschaft, in der Wissenschaft, im Beruf geschafft haben – auf allen Ebenen – erfolgreich zu sein, sollte nicht nur in frauenspezifischen Medien sondern in allen Medien berichtet werden, um anderen Frauen Mut zu machen.
Frauen haben auch in den Medien Führungspositionen erobert, aber der Großteil dieser Positionen wird immer noch männlich dominiert. Es braucht frauenpolitisch bewusste Verantwortliche auf allen Ebenen – auch in den Top-Positionen. Es braucht mehr Frauen an der Spitze von Medienunternehmen.
Der Journalistinnenkongress, der in diesem Jahr zum 20. Mal stattfinden wird, hat es sich zum Ziel gesetzt, mehr Frauen im Mediengeschäft in Entscheidungs- und Führungspositionen zu bringen, damit diese dann auch die Themen setzen und die Tonalität beeinflussen können. Die jährliche Verleihung der MedienLöwinnen holt weibliche Medienverantwortliche und ihre Verdienste vor den Vorhang. Mit beidem wollen die Organisatorinnen einen Beitrag zur gerechten Verteilung von Macht und Einfluss im Medienbereich leisten.
„Daher war es den Organisatorinnen des Kongresses auch sehr wichtig, die Erstellung dieser Studie zu unterstützen. Sie möge allen Verantwortlichen als Spiegel aber auch als Handlungsanleitung dienen“ so Rauch-Kallat abschließend.
Foto: Maria Rauch-Kallat, Archiv