Equal Pay Day am 30. Oktober 2022: Frauen arbeiten heuer 63 Tage „gratis“
Gender Pay Gap bleibt hoch
Der Equal Pay Day ist jener Tag, an dem Vollzeit arbeitende Männer bereits das Jahreseinkommen von Vollzeit arbeitenden Frauen erreicht haben. 2022 haben Männer in Österreich bereits am 30. Oktober jenes Einkommen erreicht, wofür Frauen noch bis zum Jahresende arbeiten müssen. Frauen arbeiten also dieses Jahr 63 Tage lang „gratis“.
Die Gehaltsschere zwischen Männern und Frauen schließt sich nur langsam: Im Jahr 2020 fand der österreichweite Equal Pay Day am 22. Oktober statt, 2021 dann am 25. Oktober. Die „Verbesserung“ zum Vorjahr beträgt also immerhin fünf Tage. Seit 2010 ist der Equal Pay Day von 29. September auf 30. Oktober, also beinahe viereinhalb Wochen nach hinten gerückt.
Ein Video des Frauenausschusses des Österreichischen Städtebundes (https://youtu.be/OsufhWYnOrQ) macht rund um den Equal Pay Day in öffentlichen Verkehrsmitteln in ganz Österreich auf die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern aufmerksam. Gleichzeitig finden rund um den 30. Oktober Straßenaktionen der städtischen Frauenbeauftragten statt.
Bruttolohn um 17,1 Prozent niedriger
Ähnlich wie im Krisenjahr 2009 gibt es auch im Jahr 2022 einen „Krisen-Effekt“ (Die Zahlen hinter dem EPD, aus denen die AK OÖ den Tag errechnet, stammen aus dem Jahr 2020). Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass es bei den ganzjährig vollzeitbeschäftigten Männern durch kurzarbeitszeitbedingten Wegfall ihrer Überstunden(entgelte) zu einem geringeren Anstieg ihrer Durchschnittseinkommen kam. Somit verkleinert sich der Einkommensunterschied zwischen den Geschlechtern.
Die Tragik eines Frauenerwerbslebens zeigt sich in ihrer ganzen Bandbreite bei der Pension. Im Jahr 2015 wurde analog zum Equal Pay Day der Equal Pension Day vom Frauenausschuss des Österreichischen Städtebundes ins Leben gerufen; die Einkommensunterschiede bei Vollzeit beschäftigten Frauen und Männern machen allerdings nur einen Teil dessen aus, was den Unterschied in der Pension betrifft. Der Equal Pension Day fiel 2022 bereits auf den 3. August, was einem Unterschied von 41,06 Prozent von Frauen- und Männerpensionen entspricht. Dieser Tag hat sich seit seiner Einführung auch nur wenige Tage nach hinten verschoben, beginnend vom 26. Juli im Jahr 2015.
„Frauen leisten nach wie vor einen Großteil der unbezahlten Arbeit und verdienen gleichzeitig weniger als Männer. Und: Eine Stunde Frau ist nicht gleich eine Stunde Mann – im Gegenteil. Noch immer übernehmen Frauen einen Großteil an Kinderbetreuung und Co. Auch bei der größten Wiener Frauenbefragung ‚Wien, wie sie will.‘ haben die Wienerinnen ihre Forderung nach gleichem Lohn und die Mehrfachbelastung von Frauen verdeutlicht. Frauen fordern Gleichstellung!“, so Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál. „Ein gerechter Lohn zählt zu den wichtigsten Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes Leben und für eine faire Pension. Das Ziel ist: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!“, so die Vorsitzende des Frauenausschusses des Österreichischen Städtebundes, Wiens Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál.
Dazu betont Städtebund-Generalsekretär Thomas Weninger: „Wir haben gesehen, dass Frauen in Krisenjahren noch mehr unbezahlte Arbeit übernehmen. Wir wissen heute nicht, wie sich die gesellschafts- und wirtschaftspolitische Lage weiterentwickelt“. Fest steht laut Weninger, dass “die unbezahlte Arbeit gerecht zwischen den Geschlechtern aufzuteilen ist, ohne Wenn und Aber“.
Regionale Unterschiede bei Einkommensunterschieden
Nach wie vor gibt es beim Gender Pay Gap große regionale Unterschiede: So haben Vorarlbergs Männer bereits am 2. Oktober das Jahreseinkommen der Frauen erreicht, während der Wiener Equal Pay Day auf den 18. November fällt. Das heißt konkret: Vorarlbergs Frauen erhalten um 24,7 Prozent weniger Jahreseinkommen als Männer; in Wien beträgt der Unterschied „nur“ 12,0 Prozent.
Im Burgenland und in Kärnten liegen die Unterschiede der Fraueneinkommen gegenüber den Männereinkommen bei 16,4 bzw. 17,0 Prozent. Die Unterschiede betragen in Oberösterreich 21,1 %, in Tirol 20,5 % und in Salzburg 19,7 % und sind damit größer als im Burgenland und in Kärnten.
Details zum Equal Pay Day
Der Equal Pay Day zeigt die Unterschiede bei den Einkommen von durchgängig Vollzeit beschäftigten Männern und Frauen auf. Das durchschnittliche Bruttoeinkommen von Männern liegt in Österreich bei 55.261 Euro, von Frauen bei 45.831 Euro im Jahr. Der Unterschied: 17,1 Prozent oder 9.430 Euro brutto.
Hier die gesamten Ergebnisse in einer Tabelle:
Tabelle 1: Österreichweiter Equal Pay Day seit 2010
2010: 29. September
2011: 4. Oktober
2012: 6. Oktober
2013: 8. Oktober
2014: 10. Oktober
2015: 10. Oktober
2016: 11. Oktober
2017: 13. Oktober
2018: 20. Oktober
2019: 21. Oktober
2020: 22. Oktober
2021: 25. Oktober
2022: 30. Oktober
Quelle: AK OÖ, Lohnsteuerstatistik, Statistik Austria
Tabelle 2: Der Equal Pay Day 2022 aufgeschlüsselt nach Bundesländern
- Vorarlberg: 2. Oktober, Einkommensnachteil: – 24,7 Prozent
- Oberösterreich: 16. Oktober, Einkommensnachteil: – 21,1 Prozent
- Tirol: 18. Oktober, Einkommensnachteil: – 20,5 Prozent
- Salzburg: 21. Oktober, Einkommensnachteil: – 19,7 Prozent
- Steiermark: 20. Oktober, Einkommensnachteil:- 18,2 Prozent
- Niederösterreich: 26. Oktober, Einkommensnachteil: – 17,6 Prozent
- Kärnten: 30. Oktober, Einkommensnachteil: – 17,0 Prozent
- Österreich: 30. Oktober, Einkommensnachteil: – 17,1 Prozent
- Burgenland: 2. November, Einkommensnachteil: – 16,4 Prozent
- Wien: 18. November, Einkommensnachteil: – 12,0 Prozent
Quelle: AK OÖ, Lohnsteuerstatistik, Statistik Austria
Wien (OTS/RK)- Foto: (https://youtu.be/OsufhWYnOrQ)