Anke van Beekhuis, Beraterin & Geschäftsführerin von The-Red-House:
Frau & Karriere befragt interessante Persönlichkeiten nach relevanten Themen zur Arbeitswelt und zur Chancengleichheit der Frauen.
Anke van Beekhuis, Beraterin & Geschäftsführerin von TheRedHouse hat www.frauenkraft.info gegründet, um Frauen mit Workshops, Coaching und dem Female Leadership Lehrgang für die Führungsetage oder als Unternehmerin sattelfest zu machen und ihnen ein wenig Größenwahn zu vermitteln.
Sie haben auf ihrer Homepage als Einleitung folgende Aussage von der deutschen Schriftstellerin Irmtraud Morgner stehen „Der schlimmste Fehler von Frauen ist ihr Mangel an Größenwahn.” Trifft das auf ihre persönliche Erfahrung mit Frauen zu?
Nicht auf mich persönlich (lacht) aber auf die 200 Frauen die ich bereits in meinen Lehrgängen „Female Leadership“, Workshops und im Coaching hatte. Frauen überlegen 5mal bevor sie unvorbereitet und überraschend die Bühne betreten. Ein Mann steht auf und sagt: „Ich kann das“ und schwups ist er auf der Bühne und spricht über Sachen worüber er sich vielleicht nicht 100% auskennt.
Warum ist das aus ihrer Perspektive so?
Die Frauen vertrauen sich selber viel zu wenig. In meinen Lehrgängen analysieren wir die Stärken und Schwächen von Frauen und es ist beeindruckend das es bei jeden Lehrgang (pro Lehrgang 20 Teilnmehmerinnen) doppelt so viele Schwächen als Stärken gibt. Wir diskutieren darüber, stellen dann immer wieder fest, dass sich Frauen viel Kritischer betrachten als Männer. Frauen wollen 150% geben obwohl manchmal auch 70% reicht.
Was können Frauen tun, um mehr Führung zu übernehmen?
Grundsätzlich sollten sie sich einmal dafür entscheiden Führung übernehmen zu wollen. Einige Frauen gehen in meinen Lehrgang und sind sich nicht bewusst was Führung bedeutet. Verantwortung übernehmen gegenüber dem Unternehmen , nicht immer lieb Kind zu seinen MitarbeiterInnen zu sein…. Sie denken Führung zu übernehmen ist nur negativ. Führung kann auch Spaß machen und einem persönlich sehr weit bringen. Sein Team zu entwickeln, seine Ziele zu erreichen, seine Inhalte weiterzugeben… macht einfach auch Spaß. Wir schauen uns sehr genau an was Führung im realen Leben bedeutet und üben an realen Situationen, damit Frauen in der „Laborsituation“ Sicherheit bekommen und sich dann in der Alltagssituation sicherer fühlen.
Warum sind Frauen aus ihrer Meinung selbst schuld, dass sie nicht weiterkommen?
Es fehlt oft der Focus. Frauen haben eine wirklich große Stärke. Sie sehen über den Tellerrand und sehen immer das ganze System. Nicht nur einzelne Komponenten. Liegt ja auch an der Evolution. Die Sammlerinnen, die Kinder, der Zusammenhalt wird mit der Frau verbunden. Daher ist ihr Blickwinkel immer offen und sie finden so viele Dinge interessant. Dann fehlt ihnen aber auch noch der SelbstWERT. Die Kombination fehlender Focus und SelbstWERT macht das ganze sehr komplex.
SelbstWERT, SelbstKRITISCH, SelbstBEWUSST sind harte Aussagen? Was kann Frau daran ändern?
Wichtig ist das Frauen aufhören noch mehr Weiterbildungen zu machen. In meinem letzten Coaching sitzt eine Frau und erzählt mir, dass sie eine Studie über Gesundheit gemacht hat, zwei Doktor Titel hat und für internationale Unternehmen im Ausland war. Und was sagt sie zu mir. Ich würde mich gerne selbstständig machen und bin mir nicht sicher ob ich ausreichend Erfahrung und Ausbildungen habe. Ich könnte Ihnen Zick solcher Geschichten erzählen. Meine Empfehlung ist, sich einmal seine Know How bewusst zu werden in dem sie es zu Papier bringen. Nicht nur Ausbildungen sondern auch Tätigkeiten in ihrer Laufbahn. Dann schreiben sie zu Papier was aus ihrer Einschätzung noch fehlt. Dann Fragen sie eine Außenstehende Person, am besten einen Mann, wie er ihre fachliche Kompetenz einschätzt. Sie werden sehr überrascht sein.
Warum gibt es so wenig Seilschaften unter Frauen?
Dieser Frage sind wir auch auf den Grund gegangen und das Ergebnis in den Lehrgängen und den Workshops ist beeindruckend. Frauen sehen sich gegenseitig Kritischer. Der Begriff „Rabenmutter“ oder „Zickenkrieg“ wurde nicht ausschließlich von der Männerwelt kreiert. Leider. Frauen untereinander sind sich der größte Feind. Daher sind Seilschaften sehr schwer machbar. Aber es verändert sich aus meiner Beobachtung gerade sehr. Gleichzeitig nehmen sich Frauen weniger Zeit um Kontakte zu knüpfen und zu halten. Ist aber auch oft aus der familiären Situation so gegeben. Seilschaften entstehen nur mit hoher Aufmerksamkeit und Zuverlässigkeit. Das passiert unter Frauen im Business weniger. In der Freizeit sehr stark. Frauenkraft will Seilschaften unterstützen und daher treffen wir uns immer in kleinen Gruppen und zu einem businesstalk zweimal im Jahr.
Was ist das Ziel ihres Lehrgangs?
Ziel ist es, Frauen zum Thema Führung sattelfest zu machen. Einerseits auf der inhaltlichen Ebene aber auch im Bereich innere und äußere Haltung & Verhalten.
Was ist das besondere des Female Leadership Lehrgangs?
Wir haben Teilnehmerinnen aus der Wirtschaft, Politik und NGOs. 1/3 sind Einzelunternehmerinnen, Projektleiterinnen noch ohne Führungsaufgaben aber mit Verantwortung, 1/3 ist mittleres Management und KleinunternehmerInnen und 1/3 oberes Management und Unternehmerinnen. Diese Mischung ermöglicht es voneinander zu lernen und die vielen Übungen mit dem Theorieinput zu verbinden. Wir arbeiten immer an Praxisbeispielen von den Teilnehmerinnen aus ihren Unternehmen. Der Transfer ins Unternehmen von dem gelernten und ausprobierten ist somit gesichert www.frauen-kraft.at/
frauenkraft besteht nur aus Frauen?
Ja. Wir sind 3 Frauen aus unterschiedlichen Generationen und Bereichen. Pauline Aiko Lamprecht arbeitet mit ihren Kunden mit dem Körper und der Haltung zum Leben und das über Jahre, Monika Paar arbeitet mit den Klienten an ihren Sinn im Leben und was habe ich sozusagen auch für mich zu erfüllen und ich Arbeite mit meinen Kundinnen an den fachlichen Themen, Focus und die Umsetzung damit sie ihr Ziel erreichen.
Sind sie eigentlich gegen Männer in der Führungsetage?
Nein. Ich finde es wichtig, dass in Unternehmen beide Geschlechter vertreten sind und in allen Ebenen. Da ich denke, dass Frauen und Männern sich mit ihren Stärken und Schwächen ergänzen und das Unternehmen mehr Konstanz bietet. Es gibt eine Studie von Vontobel darüber. Sie stellen darin fest, dass Frauen nachhaltiger agieren. Und meine Erfahrung aus der Beratung von Unternehmen (mit TheRedHouse) ist die gleiche. Die Risikobereitschaft bei Männern liegt höher. Was ich aber nicht bewerten möchte. Nur jeder Zugang egal ob Mann oder Frau hat seine Qualitäten.
Was halten Sie vom 1. Karriereportal für Frauen Frau & Karriere?
Ich freue mich sehr darüber, da so etwas gefehlt hat und es immer wieder Anfragen an mich diesbezüglich gegeben hat. Ich denke Ladiesjobs ist einerseits für Frauen interessant aber auch für Unternehmen. Immer mehr Unternehmen benötigen qualifizierte Mitarbeiterinnen, um auch Gender und Diversity gerecht zu agieren.