Mag. Elfriede Baumann, Geschäftsführerin bei EY
Mag. Elfriede Baumann ist Geschäftsführerin bei EY (vormals Ernst & Young) und verantwortliche Partnerin für die Bereiche Energie, Public, Gesundheit und Human Resources.
Frau Baumann, Sie können auf eine beachtliche Karriere bei EY zurückblicken. Welche Tipps möchten Sie Frauen für den beruflichen Erfolg geben?
Tue Gutes und sprich darüber! Das machen Frauen zu selten – sie scheinen zu glauben, wenn sie ihre Arbeit gut machen, wird es gesehen – aber das ist nicht so. Männer tun das selbstverständlicher. Auch ermutige ich Frauen, sich für Positionen zu bewerben oder Aufgaben anzunehmen, auch wenn sie nicht 100% der Kriterien erfüllen. Ausprobieren und mutig sein – Es lohnt sich!
Wie hoch ist der Frauenanteil bei EY? Und wie hoch in Führungspositionen?
Generell beträgt der Frauenanteil bei EY Österreich 56,1 %, in Führungspositionen 41,5%, auf Partnerlevel 35,5%.
Das ist im Vergleich hoch. Was bietet EY, um relativ viele Frauen für sich zu gewinnen – insbesondere für Führungspositionen?
EY bietet viele, flexible Möglichkeiten: von verschiedensten Arbeitszeitmodellen bis hin zu Führung in Teilzeit. Ich habe beispielsweise in meinem engeren Umfeld zwei Geschäftsführerinnen in Teilzeit.
Dieses Angebot gilt natürlich auch für Männer, die in Karenz gehen wollen – was wir übrigens sehr unterstützen und fördern. Wir sind bedacht auf Kontakt mit Mitarbeitern in Karenz, laden diese zu Schulungen, Events und Feiern ein – natürlich nur, wenn es für die Karenzierten zeitlich möglich ist.
Eine Mitarbeiterin wurde kurz, bevor sie Partnerin wurde, schwanger. Selbstverständlich ist sie trotzdem Partnerin geworden. Denn das ist natürlich kein Grund, nicht befördert zu werden, die Leistung zählt schließlich. Und Kinder haben ja auch Väter! Ich habe den Eindruck, dass unsere männlichen Mitarbeiter sehr aufgeschlossen sind, sonst wäre das alles gar nicht möglich. Zusätzlich zu den genannten Beispielen bieten wie auch spezielle Leadership Programme für Frauen mit Fokus auf Vernetzung. Diese Kurse finden in London statt und die Teilnehmerinnen sind jedes Mal sehr begeistert.
Woran liegen Ihrer Meinung nach die Ursachen für den viel zitierten Gender Gap im wirtschaftlichen Bereich?
Weniger Frauen sind berufstätig, da fehlt Österreich in erster Linie die Infrastruktur wie ganztätige Kinderbetreuung sowie Betreuung für Kinder ab bzw. unter einem Jahr. Und natürlich lastet auch noch immer viel auf der Frau. Sheryl Sandberg – COO von Facebook – sagt, der wichtigste Faktor für den Erfolg einer Frau ist die richtige Wahl ihres Partners. Dem kann ich einiges abgewinnen. Wenn auch viele Frauen studieren, lassen sie sich dann trotzdem in alte Rollenbilder zurückdrängen. Es ist wichtig Mädchen und Frauen in der Erziehung schon früh mitzugeben, dass sie die gleichen Möglichkeiten wie Buben und Männer haben. Aber bis zur Gleichstellung ist es noch ein weiter Weg.
Sind Maßnahmen notwendig um Frauen im Berufsleben zu fördern und wenn ja, welche sind Ihrer Meinung und Erfahrung nach am zielführendsten?
Die Einstellung der Männer ist entscheidend. Bei EY gibt es eine sehr offene Kultur, es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Und die Vorbildwirkung von Frauen, bei denen Vereinbarkeit von Karriere und Familie gut funktioniert, ist wichtig. Ich selbst bin bei meinem zweiten Kind 6 Monate nach der Geburt wieder arbeiten gegangen und habe in der Teilzeitposition sehr viel weiter gebracht – man wird sehr effizient. Ich wurde damals von meinem Vorgesetzten sehr unterstützt, er meinte, er ist sehr froh, dass er mich hat.
Was halten Sie vom 1. Karriereportal für Frauen Frau & Karriere?
LadiesJobs unterstützt Frauen bei der Suche nach neuen Herausforderungen und Entwicklungsmöglichkeiten – ich denke, dass jeder weitere Schritt, der den beruflichen Aufstieg von Frauen zum Ziel hat, gefördert werden sollte.