„Aus meiner Sicht können wir durch die Aufnahme weiterer Frauen nur gewinnen.“
DI Dr. Gerald Hillinger, Branddirektor und Landesfeuerwehrkommandant
Warum will die Berufsfeuerwehr Wien mehr Feuerwehrfrauen für sich gewinnen?
Bereits seit 1998 gibt es im Einsatzdienst der Berufsfeuerwehr Wien Frauen. Alle Feuerwehrfrauen sind voll integriert und Teil des Teams. Aus meiner Sicht können wir durch die Aufnahme weiterer Frauen nur gewinnen. Das Erreichen einer 50:50-Quote bei Frauen und Männern im Einsatzdienst scheint mir zwar auch auf lange Sicht unerreichbar, doch wir arbeiten ständig daran zusätzliche Bewerberinnen zu erreichen.
Wie viele Frauen arbeiten im Einsatzdienst schon jetzt für die Berufsfeuerwehr Wien?
Derzeit stehen fünf Frauen im 24-Stunden-Einsatzdienst und das in den unterschiedlichsten Sparten. Ob im klassischen Branddienst, im Nachrichtendienst oder im Offiziersdienst sind Frauen bei uns Tag und Nacht im Einsatz und leisten wertvolle Hilfe für die Bürgerinnen und Bürger Wiens. Auch das ist für mich ein Indikator, dass die Feuerwehrfrauen innerhalb der Berufsfeuerwehr ein fixer Bestandteil im Einsatzdienst sind.
Haben Sie sich Ziele gesteckt, wie viele Frauen Sie in den nächsten Jahren gewinnen wollen?
Ich habe mir nicht das Ziel gesetzt eine bestimmte Anzahl Frauen bei der Feuerwehr aufzunehmen, sondern mein Ziel lautet auch für Frauen ein attraktiver Arbeitgeber zu sein. Sie werden sicher auch schon einmal gehört haben, dass Buben gerne einmal Feuerwehrmann werden wollen. Ich möchte diesen Gedanken aber auch bei jungen Frauen wecken und Hemmschwellen abbauen, die Bewerberinnen oft noch haben.
Welche Maßnahmen setzen Sie / haben Sie schon gesetzt um den Frauenanteil zu erhöhen?
Wir haben in der Öffentlichkeitsarbeit verschiedene Schwerpunkte gesetzt, um das Berufsbild der Feuerwehrfrau / des Feuerwehrmannes besser zu positionieren und gleichzeitig dabei verstärkt Frauen anzusprechen. Zum Beispiel ist die Berufsfeuerwehr Wien seit Jahren bereits einer der Partnerbetriebe des Töchtertages, wo wir jedes Jahr sehr starke Nachfrage haben. Daneben gibt es auch ganz konkrete Maßnahmen, wie die raschere Aufnahme von Frauen mit gleicher Qualifikation im Vergleich zu Männern.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit von Frauen und Männern bei der Berufsfeuerwehr Wien?
Da unsere Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner bei Einsätzen nicht nur sprichwörtlich gemeinsam ins Feuer gehen, müssen sich die Einsatzkräfte zu 100 Prozent auf einander verlassen können. Das setzt volles Vertrauen in die KollegInnen voraus. Ich denke, dass das einer der Gründe dafür ist, warum die Zusammenarbeit so reibungslos funktioniert.
Was ist das spannende am Beruf der Feuerwehrfrau?
Bei dieser Frage kann man, glaube ich, gar nicht zwischen Frauen und Männern unterscheiden. Es sind einfach dieselben Gründe. Wir bieten hier den vielleicht abwechslungsreichsten Job, den es gibt. Keine Dienstschicht gleicht der anderen und jeder Einsatz stellt vor neue Herausforderungen.
Gerald Hillinger ist Branddirektor und Landesfeuerwehrkommandant von Wien. Als früherer Feuerwehr-Offizier leitete er verschiedene Brandschutzsektionen, ab 2004 leitete er die Gruppe Personal und Organisation der MA 68 und ab 2006 war er Abteilungsleiter-Stellvertreter. 2009 trat er die Nachfolge von Dipl.-Ing. Dr. Friedrich Perner als Branddirektor an.