Fakt ist: Frauen mit eigenem Unternehmen oder in der Selbständigkeit sind nicht weniger erfolgreich als Männer. Allerdings sind sie rarer gesät. Im Jahr 2019 wurden 36 Prozent der Gründungen inklusive Selbständigkeit und Gewerbeanmeldung von Frauen durchgeführt. Doch die Tendenz ist steigend. Frauen haben zudem im Schnitt andere Motive für ihre Gründung als Männer. Aber was bedeutet das für gründende Frauen? Und was sollten Frauen bei der Gründung ihres eigenen Business beachten?
Frauen als Gründer
Die Zahl der Frauen, die sich mit einem Business selbständig machen, ist tendenziell steigend. Doch sind Frauen in der Welt der Gründer wenig sichtbar und insgesamt lag der Anteil an Gründerinnen in der Start-up-Szene in Österreich im Jahr 2021 bei lediglich 8 Prozent.
Frauen gründen häufiger allein, arbeiten als Freelancer oder bauen sich ein One-Woman-Business auf. Dies hängt sich nicht zuletzt damit zusammen, dass Frauen sich zum einen weniger risikobereit zeigen und zum anderen aus dem Wunsch nach Unabhängigkeit und aus dem Wunsch Familie und Beruf flexibel aufeinander abstimmen zu können, den Weg in die Selbständigkeit wählen. Viele Frauen wollen mit ihrer Gründung auch eine Familientradition fortführen.
Dabei blicken Frauen durchaus über ihren eigenen Tellerrand, denn häufiger als Männer treibt sie bei der Gründung das Motiv an, die Welt verbessern zu wollen. Beinahe die Hälfte weiblicher Gründer orientiert sich an gesellschaftlichen, sozialen und ökologischen Werten bei ihrer Gründung. Und nur gut die Hälfte ist vorrangig am ökonomischen Erfolg des eigenen Unternehmens interessiert. Nicht zuletzt diese Einstellung trägt sicher dazu bei, dass Frauen weniger Risikokapital erhalten. Sie gründen häufiger mit Eigenkapital oder auf der Grundlage von Fundraising als Männer.
In den USA zeigt sich dieser Unterschied deutlich: Nur gut zwei Prozent der rund 100 Milliarden US-Dollar, die im Jahr 2018 als Risikokapital für Start-ups aufgestellt wurden, gingen an Frauen. Aber: Die Unternehmen der Gründerinnen halten sich tendenziell länger auf dem Markt. Und die Frauen sind nicht weniger erfolgreich. Denn trotz geringerer Finanzmittel setzen sie ihr Kapital zweieinhalb Mal so effektiv ein wie die Männer und erzielen innerhalb von fünf Jahren höhere Erlöse. Heißt das nun, dass Frauen weitermachen sollten wie bisher? Oder sollten sie dieses augenscheinliche Potential nicht nutzen, um das Bestmögliche aus ihrem Business zu machen und mehr herauszuholen?
Tipps für Gründerinnen
Wenn Frauen mit weniger Unterstützung durch Investoren mehr erreichen als manch ein Mann mit Risikokapital, dann stelle man sich nur einmal vor, was möglich wäre, wenn Frauen etwas mehr Selbstbewusstsein an den Tag legen würden und Kreditgeber dazu brächten, ihre Geldbörsen zu öffnen. Zu diesem Zweck gilt es nicht zuletzt eine gute „Geschichte“ zu erzählen. Gründerinnen sollten sich nicht scheuen, ihre Vision anzupreisen – in einem knackigen Verkaufsgespräch. Klarheit und Prägnanz sind dabei gefragt, untermauert von überzeugenden Beispielen, wie Produkt oder Dienstleistung genutzt werden, so ein Tipp von Jeanne Sullivan, Mitbegründerin New Yorker Risikokapitalgesellschaft StarVest Partners im Interview mit Forbes online.
Zahlen und Fakten kennen
Wer Investoren überzeugen will, sollte zudem kein Learning by Doing betreiben. Es ist wichtig, den Markt zu kennen, auf dem man sich als Unternehmerin bewegt. Wie groß ist er? Wo ist noch eine Nische, die nicht überfüllt ist? Und wie ist es um den potenziellen Kundenstamm bestellt? Wie wird die Zielgruppe am besten angesprochen? Was gibt es für verschiedene Herangehensweisen via Print und im Onlinebereich und wie kann man diese effektiv kombinieren? Darüber hinaus sollten Gründerinnen stets die aktuellen Finanzen und den realistischen Finanzbedarf ihres Unternehmens kennen. Es gilt, zu wissen, was es braucht, um bestimmte Visionen bestmöglich umsetzen zu können.
Gründerinnen dürfen sich nicht von dem Vorurteil verunsichern lassen, dass Frauen weniger gut mit Zahlen und Geldern jonglieren können. Bei Finanzrechnungen geht es um grundlegende Mathematik. Jeder kann das lernen.
Auch darf nicht gezögert werden, wenn es darum geht, um Investitionen zu bitten und auf Netzwerke zurückzugreifen. Falsche Bescheidenheit ist unangebracht, wenn es ums Geschäft geht. Dies wirkt nur unsicher und im schlechtesten Fall unseriös. Dies bedeutet natürlich auch, ein Nein nicht persönlich zu nehmen und auch bei Rückschlägen am Ball zu bleiben.
Vorbilder und Mentoren finden, Netzwerke aufbauen
Gerade für Frauen, die im Freundes- und Familienkreis eher von Angestellten und Beamten umgeben sind, ist es eine gute Sache ein Role Model zu finden. Es finden sich beispielsweise zahlreiche inspirierende Persönlichkeiten und Unternehmensgeschichten in Biografien. Noch besser ist natürlich, persönlich Bekanntschaft mit anderen Unternehmern und Unternehmerinnen, Gründern und Gründerinnen zu knüpfen. Dafür lohnt es sich, Netzwerke aufzubauen. Hier finden Gründer Unterstützung und Antworten auf wichtige Fragen und man ist von Menschen umgeben, die ähnliche Themen bewegen und die die gleichen Probleme lösen müssen. Um ein gutes Netzwerk aufzubauen, lohnt sich der Besuch von Messen und Veranstaltungen der passenden Branche. Wer weiß? Vielleicht findet sich auf diese Weise sogar ein Mentor oder eine Mentorin, der oder die gerne Jungunternehmer von ihrer Erfahrung profitieren lassen.
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