In den vergangenen drei Jahren übten 14 Prozent der Beschäftigten in Österreich berufliche Tätigkeiten aus, für die sie formal nicht die entsprechende Ausbildung vorweisen konnten. 18 Prozent hatten formal höhere Bildungsabschlüsse, als ihre Jobs erforderten. In Summe ist also ein Drittel der Beschäftigten unter- oder überqualifiziert.
Verdrängungswettbewerb auf dem Arbeitsmarkt
Besonders häufig überqualifiziert sind Wiener/-innen, Migranten/-innen, Akademiker/- innen sowie Teilzeitkräfte und andere atypisch Beschäftigte. Immer mehr Arbeitnehmer/-innen mit mittleren Abschlüssen oder Matura müssen Jobs annehmen, für die sie überqualifiziert sind. Auf diese Weise kommt es auf dem Arbeitsmarkt zu einem Verdrängungswettbewerb: Personen mit hohem Bildungsabschluss bekommen Jobs, für die sie überqualifiziert sind.
Die Verlierer sind Menschen mit geringerem Bildungsniveau – sie müssen Hilfsjobs annehmen oder werden arbeitslos. Personen, die in den vergangenen zwölf Monaten arbeitslos waren, müssen beim Wiedereintritt in den Arbeitsmarkt häufig auf Jobs ausweichen, für die sie formal überqualifiziert sind. Ein Drittel der vormals Arbeitslosen arbeitet nun in Berufen, die unter ihrem Ausbildungsniveau liegen.
Überqualifizierte wollen wechseln
Wer überqualifiziert ist, hat eine deutlich geringere Arbeits- und Lebenszufriedenheit im Vergleich zu Personen, die entsprechend ihrer Ausbildung tätig sind. Personen mit Lehrabschluss, die beispielsweise als Hilfsarbeiter/-innen tätig sind, sind deutlich unzufriedener mit dem Einkommen, der Mitbestimmung und sozialen Position, den Weiterbildungsmöglichkeiten und mit dem Beruf insgesamt. Bei Akademikern/-innen fallen die Unterschiede weniger deutlich aus – aber auch bei ihnen hängt die Zufriedenheit eindeutig von einer ausbildungsadäquaten Beschäftigung ab. Besonders unzufrieden sind Überqualifizierte mit den Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten.
Nur ein Viertel der Personen mit Lehrabschluss, die jetzt in Hilfsjobs tätig sind, ist damit zufrieden. Im Durchschnitt aller Beschäftigten in Österreich sind es mehr als 60 Prozent. Wenig überraschend wollen daher 28 Prozent der Beschäftigten, die überqualifiziert tätig sind, die Firma oder den Beruf wechseln – unter allen Beschäftigten sind es nur 16 Prozent.
Quelle: Österreichischer Arbeitsklima Index (2016 – 2018), AKOOE
Foto: AKOOE