Sind Sie charismatisch?

Wenn Sie eine Frau sind, und das nehme ich an, wenn Sie diesen Artikel auf LadiesJobs lesen, wird Ihre Antwort vermutlich „ich glaube eher nicht“ lauten. Wenn Sie um die 30 oder älter sind, dann aus dem einfachen Grund, weil Ihnen Bescheidenheit noch als Vorzugseigenschaft für Mädchen anerzogen wurde. Wenn Sie jünger sind, dann deshalb, weil Sie Charisma vielleicht mit „sich über die anderen stellen“ assoziieren und das ist in der Generation Y keine wirklich erstrebenswerte Haltung, vor allem seit wir wissen, dass die junge Generation von Frauen lieber wieder den Männern den Vorzug lässt.

Und dennoch lohnt es, dem eigenen Charisma auf die Spur zu kommen – für alle Frauen, ganz gleich welchen Alters.

„Charisma“ bedeutet „Gnadengabe“. Das Wort setzt sich aus dem Stamm „Charis“ – Grazie, Gnade – und dem Suffix „ma“ zusammen und weist damit auf seine Kernbedeutung hin: es geht darum, ein besonderes Talent mit Leichtigkeit, mit Grazie, auszuüben (oder es zumindest so zur Perfektion bringen, dass es leicht aussieht).

Das heißt nichts anderes, als dass ein Mensch, der sich der Ausübung seiner Talente verschreibt, einerseits sich seiner eigenen Kraftquelle näher fühlt und andererseits von anderen als präsenter und stärker wahrgenommen wird. Dies wurde in zahlreichen Studien bewiesen. Diese Kraft, die von charismatischen Menschen ausgeht, ist es, die andere Menschen verändert. Allein die Anwesenheit eines Menschen, der genau das tut, was ihn selbst mit Leben erfüllt, wirkt auf andere ermutigend und das Denken öffnend.

Es geht also nicht darum, andere mit strategisch gewählten Worthülsen und ebensolchen nonverbalen Botschaften zu verführen, sondern darum, ganz und gar authentisch zu sein.

Dies dürfte Ihnen, die Sie zur Generation Y zählen, gefallen – denn Ihnen ist die eigene Freiheit am wichtigsten. Und Ihnen, die Sie bereits voll im beruflichen Leben stehen und die Frustration des Grenzen-Erkennens oft genug gefühlt haben, dürfte diese Information als Lichtblick erscheinen.

Was bedeutet dies nun konkret? Wie können Sie Ihr eigenes Charisma und damit sich selbst und Ihre authentische Macht stärken?

Zunächst geht es darum, die eigene „Gnadengabe“ zu erkennen (worin sind Sie besonders gut?) und hier könnten Ihnen folgende Fragen weiterhelfen:

1. Gehen Sie Ihren Alltag im Geiste durch: bei welchen Tätigkeiten / in welchen Situationen vergessen Sie die Zeit, haben sie das Gefühl, ganz im Sein absorbiert zu sein?
2. Welches Schlüsselereignis hat Sie dazu bewogen, genau den Beruf zu wählen, den Sie gerade ausüben? Was ist genau passiert und warum war dieses Erlebnis so einschneidend für Sie?
3. An welches Ereignis in Ihrem Leben, in dem Sie sich so richtig gut gefühlt haben, können Sie sich erinnern? Was haben Sie gemacht? Wo waren Sie? Waren Sie mit Menschen zusammen und wenn ja mit welchen?

Warum sollten Sie diese Fragen näher an Ihr Charisma bringen?

Weil charismatische Menschen vor allem eines auszeichnet: unbedingte Präsenz im Moment. Im Hier und Jetzt. Diese Präsenz wird von anderen als kraftvoll wahrgenommen. Es braucht „momentane Ausschließlichkeit“. Diese Ausschließlichkeit können Sie aber nur dann und immer wieder aufbringen, wenn Sie selbst von Ihrem Tun gewissermaßen absorbiert werden. Wenn der Moment für Sie so wichtig ist, dass weder Vergangenheit noch Zukunft Bedeutung haben.

Sie erkennen charismatische Führungskräfte an der Intensität ihres Blickes und ihrer absoluten Aufmerksamkeit für die Personen, mit denen sie es im Moment zu tun haben. Frauen, die konstant mehrere Bälle jonglieren, können deshalb kaum charismatisch sein. Durch die Aufteilung der eigenen Aufmerksamkeit auf viele Dinge verliert ihre Energie die Richtung und berührt letztendlich niemanden wirklich.

Wenn Sie sich aus den verschiedensten Gründen schwer tun mit der „eigenen Gnadengabe“, dann üben Sie sich ganz generell in bewusster Ausschließlichkeit:

• Sehen Sie den Menschen, mit dem Sie soeben sprechen, ganz bewusst an.
• Entscheiden Sie sich für eine einzige Tätigkeit in einem Moment.
• Verfeinern Sie Ihre Wahrnehmung: für sich selbst und Ihren Körper, für Ihre Umwelt.